Handlungssteuerungsmodell Prof. Dr. Julius Kuhl
Teil 1 - Motive: Unser innerer Antrieb
WIE UNS UNSERE BEWUSSTEN UND UNBEWUSSTEN MOTIVE ANTREIBEN
In der modernen Motivationspsychologie unterscheiden wir zwischen vier verschiedenen Motiven: den emotionalen Bedürfnissen nach Macht und Einfluss, nach Leistungen und Lernen, nach sozialen Beziehungen sowie nach Sicherheit.
Die Stärke der Motive ist bei jedem Menschen anders ausgeprägt, da wir ein unterschiedliches Erbgut haben und da wir alle im Laufe unseres Lebens verschiedene Erfahrungen gemacht haben.
Je mehr positive Erfahrungen wir mit der Befriedigung unserer emotionalen Bedürfnisse verbinden, desto leichter und stärker fließen uns entsprechende Handlungsenergien zu. Demgegenüber rauben uns negative Erfahrungen und Gefühle unsere Motivation.
MACHT UND EINFLUSS
Dieses Motiv führt dazu, dass wir versuchen, Einfluss auf andere oder eine Situation zu nehmen, selbst aktiv etwas gestalten oder bewegen wollen und nach Dominanz streben. Das kann sich z.B. darin zeigen, dass wir den Wunsch verspüren, unser Wissen und Können an andere weiterzugeben, andere zu begeistern und zu überzeugen, Kontrolle zu gewinnen, Verantwortung zu übernehmen oder andere anzuleiten und zu führen.
Jedes Mal, wenn wir unser emotionales Bedürfnis nach Macht, Power und Einfluss befriedigen können, fühlen wir uns stark, bedeutend und selbstbewusst.
LERNEN UND LEISTUNG
Das Leistungsmotiv treibt uns an, neugierig zu sein und Neues kennenzulernen, besser zu werden, unsere Kompetenzen oder Fähigkeiten zu erweitern und Ziele bzw. Herausforderungen zu meistern. Das zeigt sich z.B. daran, dass wir Abwechslung suchen und Langeweile vermeiden, herausfordernde Aufgaben oder Probleme lösen, bestimmte Qualitätsstandards erfüllen, im Wettbewerb bestehen wollen, nach Effizienz streben oder ausdauernd an einer Sache arbeiten, bis sich der Erfolg endlich einstellt.
Jedes Mal, wenn wir unser emotionales Bedürfnis nach Leistung und Lernen befriedigen können, fühlen wir uns tüchtig, kompetent, erfolgreich und sind stolz auf unsere Ergebnisse.
BEZIEHUNG UND NÄHE
Hinter dem Beziehungsmotiv steht das Bedürfnis nach Nähe und persönlichem Kontakt, dem Aufbau und der Pflege sozialer Beziehungen sowie dem Austausch mit anderen Menschen. Das zeigt sich z.B. darin, dass wir auf andere Menschen zugehen, anderen unsere Gefühle zeigen, Geborgenheit bei anderen suchen, Freundschaften aufbauen, eine Familie gründen, Geselligkeit, Spaß und Unterhaltung suchen, Konflikte vermeiden oder sie lösen wollen.
Jedes Mal, wenn wir unser emotionales Bedürfnis nach sozialen Kontakten und Beziehungen befriedigen können, fühlen wir uns anderen nah, verbunden, verstanden, zugehörig, gemocht oder geliebt.
SICHERHEIT UND BESTÄNDIGKEIT
Hinter dem Sicherheitsmotiv steht unser Wunsch nach Balance und Beständigkeit in unserem Leben sowie das Bedürfnis, am Gewohnten festzuhalten, uns mit Bekanntem und Vertrautem zu umgeben und mit unseren liebgewonnenen Routinen und Ritualen zu leben und zu arbeiten.
Es zeigt sich darin, dass wir z.B. Gefahren und Risiken aus dem Weg gehen, Störungen und Unsicherheiten vermeiden, Neuem eher skeptisch oder gar ablehnend begegnen, Komplexität vermeiden oder ignorieren sowie Konstanz und Beharrlichkeit zeigen.
